Der Segelflieger-Container

03.05.2021

Segelflieger: Die dank ihrer lautlosen Fortbewegung sehr wahrscheinlich beliebtesten Flugobjekte. Es hat schon etwas sehr Beruhigendes, diese in Adlermanier gleitenden Segler am Himmel zu beobachten. Segelfliegen assoziieren daher wohl auch die Wenigsten mit Rennsport geschweige denn Containern. Wir wurden eines Besseren belehrt, als vor gut einem halben Jahr eine interessante Container-Anfrage vom amtierenden Deutschen Meister in der Segelflieger-Doppelsitzerklasse und Mitglied der deutschen Nationalmannschaft, Markus Geisen, reingeflogen kam.

Hightech der Spitzenklasse vs. Cortenstahl

Spätestens in der Herstellung der Segelflugzeuge gibt es eine Verbindung zur wohl bekanntesten Rennsportart: „Die verwendeten Materialien und Fertigungsprozesse sind die Gleichen, die auch für die Monocoques (Fahrzeuggestell) der Formel 1 verwendet werden.“

Auch in Sachen Geschwindigkeit gibt es durchaus Parallelen. Die Höchstgeschwindigkeiten variieren je nach Wettbewerb zwar stark, können aber bis zu 300km/h betragen. „Segelfliegen ist dabei ein Rennsport in drei Dimensionen. Der Antrieb ist letztlich die Sonne. Als An- und Auftrieb dienen hierbei warme Luftströmungen, also die Thermik.“

Die Idee Segelflugzeuge per Container zu verschiffen ist nicht neu

Markus Geisens Heimatflughafen liegt ziemlich genau zwischen Bonn und Koblenz, genauer gesagt in Mönchsheide am Rhein. In den Wintermonaten verschlägt es ihn in sein jährliches Winterquartier - ein Flugplatz etwa 100km nördlich von Kapstadt. Die dort herrschenden klimatischen Bedingungen sind perfekt, um für Wettbewerbe im europäischen Sommer zu trainieren oder aber auch vor Ort an Wettbewerben teilzunehmen. Seine Flugzeuge transportierte er bis dato in speziell dafür angefertigten Anhängern.

Nach einigen kräftezehrenden Touren war er dann auf der Suche nach einem neuen Transportmittel. „Nachdem die technischen Voraussetzungen gegeben waren, habe ich mich dazu entschlossen, einen eigenen Seecontainer zu kaufen und diesen entsprechend umzurüsten zu lassen.“ Der Plan war mit einer eigenen Spezialanfertigung bis zu 5 Flugzeuge in einem Container transportieren zu können. Die Flugzeuge samt Anhänger in Containern zu verschiffen ist zwar problemlos möglich und nicht neu, aber alles andere als wirtschaftlich, da jeweils nur ein Flugzeug in einem 40ft Container verschifft werden kann.

Die Wahl des richtigen Containers

Um die maximale Anzahl an Segelfliegern transportieren zu können, braucht es zwölf Meter Länge (40 Fuß) und die Höhe eines High Cube Containers (2,90m). Markus Geisen wurde über unsere Homepage schnell auf die praktische Double Door Variante aufmerksam: „Der Zugang von beiden kurzen Seiten spart uns zum einen viel Zeit beim Be- und Entladen und zum anderen erleichtert es den Einbau der Spezialkonstruktion enorm“. Die Wahl fiel letztlich auf einen neuen 40‘HC Double Door Container, da dieser ja noch umgebaut werden musste und dadurch ein zeitaufwendiges Ausbeulen gebrauchter Containerwände ausblieb. Zudem soll der Container bei Wettbewerben und Segelflug-Messen in Szene gesetzt werden. Auch die Farbwahl hat bei der Suche nach dem richtigen Container eine gewichtige Rolle gespielt. „Die Transportziele liegen ausschließlich in warmen Klimaregionen und im Container kann es dann für das Material schnell zu heiß werden, wenn die Containerfarbe zu dunkel gewählt wurde.“ Ein helles grau – in diesem Fall RAL7042 (verkehrsgrau A) – sollte es sein.

Aus 1 mach 5 - Die Spezialkonstruktion macht den Unterschied

Für den Umbau hat sich Markus Geisen mit einem befreundeten Piloten und früheren Schlosser - Klaus Reinhold - zusammengetan, der in der Vergangenheit schon einige Container nach Wunsch umgerüstet hat. „Der eigentliche Umbau ist ein Fall für einen erfahrenen Schlosser, da viele Einbauteile exakt auf die Flugzeuge abgestimmt werden müssen und um den Raum im Container optimal nutzen zu können.“ Vor allem aber einen sicheren Transport der hochsensiblen Hightech-Produkte zu ermöglichen ist das oberste Gebot. Je nach Flugzeugart - Ein- oder Doppelsitzer - können dann nicht nur ein, sondern bis zu fünf Flugzeuge in einem 40’HC Container sicher verschifft werden. „Grundsätzlich werden dabei die für den Transport teilbaren Tragflächen an Quertraversen fixiert, während die Rümpfe jeweils auf dem Containerboden befestigt werden.“

Dank der langjährigen Erfahrung von Klaus Reinhold ist das Ergebnis nun ein Container, der sich einfach und sicher mit nur zwei Personen be- und entladen lässt und eine flexible Innenraumlösung für den Transport von Segelflugzeugen aufweist.

Der erste Wettbewerb mit eigenem Container

Für Markus Geisen ging es Ende letzten Jahres also zum ersten Mal mit dem eigenen Container Richtung Kapstadt. Den Container hat er dabei via Bremerhaven vorgeschickt, um zwei Wochen später mit dem Flugzeug gen Süden zu fliegen und ihn dort in Empfang zu nehmen. Anschließend ging es mit via LKW mit Seitenlader zum Flugplatz, wo der Double Door Container direkt neben dem Hangar abgestellt werden konnte. Nach kurzem Check, ob die Segelflieger den Transport auch wirklich gut überstanden haben, ging es direkt zum Entladen der Flugzeuge über. Wenige Stunden später sollte es nämlich direkt ins Cockpit gehen, um an einer lokalen Südafrikanischen Meisterschaft teilzunehmen.

Das Segelflieger dabei nicht nur Kreise ziehen, wird bei den verschiedenen Disziplinen deutlich. „Grob unterscheiden kann man den Wettbewerbssegelflug, bei dem die Pilote*innen - ähnlich wie beim Regattasegeln - eine definierte Strecke mit möglichst großer Geschwindigkeit abfliegen müssen sowie den Streckensegelflug, bei dem das Ziel die Erreichung einer möglichst großen Strecke ist. Die hierbei zurückgelegten Strecken sind dabei bis zu 3000km lang.“

Ob das hervorragende Abschneiden bei den diesjährigen Meisterschaften in Südafrika mit unserem Container zusammenhängt, können wir final leider nicht belegen. Dennoch sind wir uns sicher, dass er mit dem 40’HC Double Door die richtige Wahl getroffen hat. Leider sind, Corona bedingt, auch in diesem Jahr die nationalen Wettbewerbe sowie die Weltmeisterschaften in Stendal ausgefallen. Wir drücken Markus die Daumen, dass die Weltmeisterschaften 2022 in Ungarn wie geplant stattfinden können und werden ihn dabei selbstverständlich wieder begleiten.

Weitere Bilder und Videos findet ihr auf unserem Instagram-Kanal @icon_container.

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